Contemporary Fine Arts freut sich, die erste Einzelausstellung von Leiko Ikemura mit dem Titel MOMSTARS in der Galerie präsentieren zu können. Die Ausstellung, die sich über beide Galerieetagen erstreckt, umfasst sowohl Ikemuras jüngste Arbeiten als auch Werke aus den 1980er Jahren. Sie offenbart die thematische und formale Bandbreite der Künstlerin, beleuchtet die Beständigkeit in Ikemuras Werk und kommt so zu einem umfassenden Überblick der Praxis der Künstlerin.
„Es ist schon ein einzigartiger Lebensweg, den die Künstlerin Leiko Ikemura gegangen ist, die sich immer an den Kreuzungen der Geschichte positioniert hat, auf denen sie, mit der Präzision und Unbotmäßigkeit einer Katze in einem Sonnenstrahl, als Beobachterin Platz nimmt.“, schreibt Anaël Pigeat im Katalogtext zur Ausstellung. Geboren in Japan, das sie in Richtung Spanien verließ, zog sie weiter in die Schweiz und schließlich nach Deutschland. Zunächst lebte sie in Köln und seit den 1990er Jahren in Berlin. Während einer Zeit, in der die Stadt mit der Notwendigkeit konfrontiert war, jene Grenzen zu überwinden, welche Ikemura in ihrem Werk seit Jahren überschreitet.
In Ikemuras Werken spiegelt sich nicht nur ihre tiefgreifende Auseinandersetzung mit den Feinheiten der sie umgebenden Welt wider, sondern auch ihr tiefes Eintauchen in kunsthistorische Traditionen. Ihr Bewusstsein für die Notwendigkeit, auf ihnen aufzubauen, anstatt sie zu verwerfen, nimmt in der zeitgenössischen Kunstlandschaft eine besondere Stellung ein. Wie Pigeat feststellt, „arbeitet Ikemura seit jeher zwischen Abstraktion und Figuration, aus dem Gedanken heraus, dass die Beobachtung der Natur über Schatten und Schwingungen oft nicht hinausgelangt..“
In ihren Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen setzt sich Ikemura mit den Widersprüchen auseinander, die der Wahrnehmung unserer Welt und Identität innewohnen: dem Wechselspiel zwischen Präsenz und Abwesenheit, Verletzlichkeit und Macht, Licht und Schatten, Natur und Kultur. Ihre medienübergreifenden Hybridwesen verwischen solche Grenzen, da sie aus den Traditionen sowohl der westlichen als auch der östlichen Kunst schöpfen und selbst diese Unterscheidungen, angesichts der kreativen Freiheit, obsolet machen.
In ihren Arbeiten von hybriden Kreaturen sowie von Mädchen, die zwischen Kindheit und Erwachsensein fixiert sind, entziehen sich gleichermaßen allen Vorgaben und Definitionen. Ihre „Rocket Girls 1 + 2“ zeugen von Bescheidenheit und Frechheit zugleich, während sich Ikemura ihren Weg durch unsere inneren Konflikte bahnt und ihnen Gestalt verleiht. „Für Leiko Ikemura“, so Pigeat, „besteht bildhauerische Arbeit zuallererst darin, der Leere Gestalt zu geben. Zerstörerisch und nährend zugleich, tragen diese Figuren auf dem Rücken jeweils eine Rakete – falls es sich nicht doch um eine Eidechse, eine phallische Form oder ein kleines Flugzeug handeln sollte.”, vermutet sie.
Die Faszination für Kreaturen, die auf der Schwelle zwischen dem Realen und dem Mythologischen existieren, verleiht Ikemuras Werken eine fast außerweltliche Atmosphäre. Diese Figuren fesseln unsere Aufmerksamkeit, genießen sie, provozieren sie und sind vielleicht sogar ein wenig genervt von ihr. Die Figur der Mutter ist eine perfekte Metapher für diese instabile Position – wie viel braucht es, um in den Augen eines Kindes oder in den eigenen Augen vom Star zum Monster zu werden?
Contemporary Fine Arts is proud to present MOMSTARS, Leiko Ikemura’s first solo show with the gallery. The exhibition, which spreads over both gallery’s floors, encompasses Ikemura’s most recent works and those from the 1980s. It unveils the artist’s formal and thematic range, highlighting the consistencies in Ikemura’s work over the past decades, not unlike a comprehensive survey of the artist’s practice.
“It has been a unique destiny. The artist Ikemura always positioned herself at the crossroads of history, as an observer, with the precision and incongruity of a cat in a ray of light,” Anaël Pigeat notes in the catalogue text for the exhibition. Born in Japan, which she left for Spain, she moved on to Switzerland, and finally Germany. Ikemura lived in Cologne before moving to Berlin in the 1990s, at a time when the city was faced with the very need to overcome those boundaries that Ikemura has been crossing in her work for decades.
Ikemura’s works not only reflect the artist’s profound concerns about the intricacies of the world around her but also her deep immersion in art historical traditions and awareness of the necessity to build upon them rather than discard them, occupying a distinctive position in the contemporary art landscape. As Pigeat notes, “Ikemura has always worked between abstraction and figuration, with the idea that observing nature often boils down to shadows and vibrations.”
In her paintings, drawings and sculptures, Ikemura delves into the contradictions inherent in our perceptions of the world and our identities: the interplay between presence and absence, vulnerability and empowerment, light and shadow, nature and culture. Her hybrid beings across mediums blur such boundaries as they draw from traditions of both Western and Eastern art, making even those discernments obsolete in the face of creative freedom.
Her sculptures and paintings of hybrid creatures, as well as of Girls fixed between childhood and adulthood, equally transcend any specifications and definitions. Her “Rocket Girls I + II” display both humility and cheekiness, as Ikemura sculpts her way through our deepest struggles and gives them shape. “For Ikemura,” as Pigeat notes, “sculpting is first and foremost about giving form to emptiness. Both destructive and nurturing, these figures each have a rocket on their back, unless it’s a lizard, a phallic shape, or a small aeroplane,” she guesses.
Fascination with creatures that exist on the threshold between the real and the mythological awards Ikemura’s works almost an otherworldly atmosphere. These figures capture our attention, enjoy it, provoke it and may even be a little annoyed by it. The figure of the mother is a perfect metaphor for this unstable position – how much does it take to go from a star to a monster in the eyes of a child, or one’s own?