A Candle Makes its Own Fuel

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Contemporary Fine Arts freut sich, die zweite Einzelausstellung von Emily Mae Smith in der Galerie zu präsentieren. „A Candle Makes its Own Fuel“ umfasst 18 kleine und mittelgroße Gemälde, in denen Smith ihre künstlerischen Ursprünge durch die Linse einer neuen Umgebung wieder aufgreift. Die daraus resultierenden Bilder besitzen die surreale Qualität eines bezaubernden visuellen Lexikons, das eindeutig ihr eigenes ist.

Für Smith sind die kleinformatigen Bilder eine Art Wiederkehr zu ihren künstlerischen Wurzeln. Vor einem Jahrzehnt war sie gezwungen, auf ihrem Wohnzimmertisch zu malen, nachdem sie den Mietvertrag für ein Atelier in Brooklyn verloren hatte. Das Malen großformatiger Gemälde wurde damit unmöglich. Daraus entwickelte sie in ihrer künstlerischen Produktion ein malerisches Muster von Festen und Hungersnöten, ein Zyklus, in dem die Künstlerin selbst jahrelang lebte und der sich wie ein roter Faden durch ihr Œuvre zieht. Inspiriert durch diese prägende Zeit, arbeitet Smith weiterhin an kleinen Leinwänden, um ihre Farben, Themen und Bilder zu verfeinern. Kleine Gemälde sind, auch nachdem sich die Produktionsbedingen der Künstlerin durch den sich einsetzenden Erfolg änderten, nach wie vor das Hauptformat, auf dem Smith ihre Arbeiten aufbaut. Sie existieren jeweils als kompakte semiotische Mikrokosmen. Sollten wir der mittlerweile zur Binse gewordenen Weisheit misstrauen, es sei viel einfacher, ein großes Gemälde zu schaffen als ein kleines, könnten wir unterstützend auf eine Analogie aus einer anderen Kunstform zurückgreifen: „Eine gute Kurzgeschichte kann mein Herz auf eine Weise brechen, wie es ein Roman einfach nicht kann“, sagte die Schriftstellerin Ottessa Moshfegh.

Mittlerweile verteilt Smith ihre Zeit zwischen Brooklyn, NY und Woodstock, NY. Das bewaldete Gebiet und die grünen Catskills-Berge von Woodstock sind für die im kargen Texas geborene Künstlerin eine Fundgrube der Inspiration. Sie regten die Szene „Verkündigung“ an, in der sich van Eycks Jungfrau Maria und der Engel Gabriel in reale und imaginäre Pflanzen verwandeln, die sich im Wind biegen, und in der die leuchtende Taube durch ein Paar zufälliger Fledermäuse ersetzt wird. Es tauchen direkte Motive aus Smiths aktuellem Leben in den Bergen auf; Gemälde wie „Morning Glory“, welches schlicht eine Blume darstellt, der Smith täglich auf dem Weg zum Atelier begegnet, veranschaulichen die ständige Auseinandersetzung der Künstlerin mit ihrer lokalen Landschaft.

Die Gruppe der Bilder in der Ausstellung deutet also auf zwei Kräfte hin, die in Smiths kreativem Prozess eine Rolle spielen: die Vertiefung in die Kunstgeschichte und die große Faszination für die Welt um sie herum. Bei näherer Betrachtung wird jedoch deutlich, dass sich beides keineswegs ausschließt, denn die Werke sind auch eine subtile Anspielung auf Smiths’ historische Nachbarn aus der Hudson River School des 19. Jahrhunderts und deren idealisierte Übertragung der sie umgebenden Landschaft in die Malerei. Doch verfolgt Smith weder die Absicht, Natur so darzustellen, wie sie ist, noch intendiert sie die (Kunst-)Geschichte zu wiederholen; vielmehr konterkariert sie die monumentalen Neigungen ihrer kunsthistorischen Vorfahren, indem sie filigrane, kleine Leinwände schafft, die von einer unbestreitbaren Präzision innerhalb ihrer einzigartigen Ikonografie zeugen.

Smiths Betonung des Ortes und des Kontextes, in dem Kunst Gestalt annimmt, wurde auch in ihrer „Studio“-Serie aus dem letzten Jahrzehnt deutlich. Diese Gemälde, die von der gleichnamigen Jugendstilzeitschrift inspiriert waren, reflektierten nicht nur den Akt des Schaffens, sondern auch das Umfeld, in dem es stattfand – was für Smith von besonderer Bedeutung ist, vor allem im Hinblick darauf, wie Künstlerinnen leben und arbeiten. Smiths Gemälde befinden sich sowohl konzeptionell als auch kompositorisch irgendwo dazwischen, mitten in der Transformation, zwischen dem Vorher und dem Nachher, und lassen die Grenzen zwischen Innen und Außen verschwimmen. Diese Idee wird in „Reliquary“ durch Anspielungen auf die Allegorien der Höhle von Platon und Joseph Campbell erweitert und zielt darauf, unbekannte Bereiche der Inspiration und des Selbstausdrucks zu erkunden. Mit Hilfe einer Gruppe pastellfarbener Augen, die den Betrachter durch ein verknotetes Netz anstarren, suggeriert Smiths Blick in „Reliquary“ dem Betrachter, dass die größten Schätze von innen heraus strahlen.

Die Allegorie der Kunst setzt sich in ihrem Kunstwerk „Olympia“ fort, in dem Smith die Band-Halskette aus Edouard Manets ikonischem Gemälde umgestaltet und über ihren eigenen komplexen, tattoo-ähnlich gemusterten Hintergrund aus Nagetieren und Weizen drapiert. Über die Infragestellung der Vorstellungen von Fleisch und Schönheit hinaus behauptet „Olympia“, dass das Thema eines jeden Gemäldes immer zuerst und vor allem die Malerei selbst ist, deren Annalen Smith immer wieder hinterfragt, und der damit verbundene Kanon, den sie zu erweitern sucht.Indem sie ein künstlerisches Alter Ego in Form eines Besenstiels entwirft, spielt Smith geschickt auf die künstlerische und die – Frauen traditionell zugewiesene – häusliche Arbeit gleichzeitig an. Ihre Besenstiele versinnbildlichen die problematische Muse und werden zu Symbolen der weiblichen Subjektivität innerhalb der Grenzen der Kunstgeschichte. In „Shell that Echoes“ kontempliert ein nachdenklicher Besen die Zerbrechlichkeit der Existenz, ähnlich der Bildsprache von Joos van Cleves „Saint Jerome in His Study“ (1528), welches das Genre des memento mori vorwegnimmt. In „Bacchus“ taucht Smith in das riesige Repertoire künstlerischer Darstellungen des antiken Gottes ein und huldigt u. a. Caravaggio mit Weintrauben, die sie über dem Kopf ihrer Figur drapiert. In den Studien für „A Candle Makes its Own Fuel“ und „The Apparition“ bezieht sich Smith auf berühmte Kompositionen von

Pieter de Hooch und Gustave Moreau und bereichert sie durch reflexive feministische Metaphern über die weibliche Zugehörigkeit in der Kunst und der Malerei, über das Tragen der Last, ein Subjekt zu sein, während sie nach der Darstellung von Subjektivität sucht. Obwohl sie mit ihren kleineren Studien beginnt, bevor sie sie auf einer größeren Leinwand neu interpretiert, kehrt sie oft noch lange nach der Fertigstellung des größeren Gemäldes zu den Studien zurück, da ihr das Wiederaufgreifen des Themas als Mittel zur Rückgewinnung des Werks dient.

Emily Mae Smith, geboren 1979 in Austin, Texas, lebt und arbeitet in Brooklyn und Woodstock, New York. Im Jahr 2024 wird sie eine institutionelle Ausstellung im Magritte-Museum in Brüssel haben. Zu ihren jüngsten institutionellen Einzelausstellungen gehören „Habitats“ in der Pond Society, Shanghai (2023), „Feast and Famine“ im SCAD Museum of Art, Savannah, GA (2020), „Ex Libris“ in der Marion Art Gallery, Rockefeller Arts Center, Fredonia (2020), „Matrix 181“ im Wadsworth Atheneum Museum of Art, Hartford (2019), und „Emily Mae Smith“ im Le Consortium Museum, Dijon (2018). Smith erwarb 2006 ihren MFA in Visual Art an der Columbia University, New York, und 2002 ihren BFA in Studio Art an der University of Texas in Austin. Ihre Arbeiten befinden sich in zahlreichen öffentlichen und privaten Institutionen wie dem Blanton Museum of Art, Austin; The Brooklyn Museum, Brooklyn; Columbus Museum of Art, Columbus; The Consortium Museum, Dijon; Dallas Museum of Art, Dallas; Harvard Art Museums, Cambridge; The Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington, D. C.; Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles; Museum of Contemporary Art, Los Angeles; Museum Brandhorst, München; Powerlong Art Museum, Shanghai; Wadsworth Atheneum Museum of Art, Hartford; Whitney Museum of American Art, New York; Zuzeum Art Centre, Riga.


Contemporary Fine Arts is excited to present Emily Mae Smith’s second solo show at the gallery. “A Candle Makes its Own Fuel” comprises 18 small and mid-sized paintings in which Smith revisits her artistic origins through the lens of new surroundings. The resulting imagery possesses a surreal quality in an enchanting visual lexicon that is unequivocally her own. 

For Smith, smaller format paintings honor her artistic roots. A decade ago, circumstances led her to paint on her living room desk after losing her Brooklyn studio lease, and large-scale paintings became impractical. This followed a pattern of feast and famine, a cycle the artist existed within for years, and a recurring theme in her oeuvre. Yet from that crucible, Smith’s distinct artistic language emerged. Prompted by that formative period, Smith continues to work on small canvases to hone her colors, subjects, and images. Small paintings remain the principal format from which Smith grounds her works, each existing as compact semiotic microcosms. Should we rather steer clear of the truism that it’s much easier to create a big painting than a small one, we might resort to an analogy from a different art form: “a good short story can break my heart in a way a novel just can’t,” writer Ottessa Moshfegh once said.

Nowadays, Smith spends her time between Brooklyn, NY and Woodstock, NY. The forested terrain and verdant Catskills mountains of Woodstock provide a trove of inspiration for the Texas-born artist. They inspire the scene of “Annunciation,” where van Eyck’s Virgin Mary and angel Gabriel turn into real and imagined flora bending in the wind, and the luminous dove is replaced by a pair of fortuitous bats. Direct subjects from Smith’s current mountainside life appear; paintings such as “Morning Glory,” featuring a flower Smith encounters daily on her way to the studio, exemplify the artist’s constant engagement with her local landscape.

And so, the group of paintings before us suggests two forces at play in Smith’s creative process: absorption in art history and profound fascination with the world around her. Yet it becomes clear at closer inspection that the two are in no way mutually exclusive, revealing a subtle nod to her historical neighbors from the 19th century Hudson River School and the idealized transposition of their imminent landscape into painting. But Smith has no intention to represent nature as it is, and much less to repeat (art) history; much more she thwarts their monumental inclinations by creating intricate, small canvases, testifying to undeniable precision within her unique iconography.

Smith’s emphasis on the location and context where art takes shape is further made evident in her ‘Studio’ series of the past decade. These paintings, inspired by the Art Nouveau magazine of the same name, reflect not only on the act of creation but also on the environment in which it occurs—which is of particular importance to Smith, especially pertaining to how women artists live and work. Smith’s paintings reside somewhere in between, both in concept and composition, the midst of transformation, poised between the before and after, and blurring the lines between the inside and the outside. This idea is expanded in “Reliquary” through nods to allegories of the cave by both Plato and Joseph Campbell, inviting us to explore uncharted realms of inspiration and self-expression. By way of a gang of pastel eyes peering at the onlooker through a knotted web, Smith’s gaze in “Reliquary” suggests to the viewer that the biggest treasures radiate from within.

By crafting an artist-stand-in in the form of a broomstick, Smith deftly alludes to both artistic and domestic labor in one sweep. Her broomsticks allegorize the problematic muse and become symbols of feminine subjectivity within the confines of art history. In “Shell that Echoes,” a pensive broom contemplates the fragility of existence, akin to the imagery of Joos van Cleve’s ”Saint Jerome in His Study” (1528), which prefigures the memento mori genre. In “Bacchus,” Smith delves into the vast reservoir of artistic representations of the ancient god, paying homage to Caravaggio, among others, with grapes draped over the crown of her figure’s head. In the studies for “A Candle Makes its Own Fuel” and “The Apparition,” Smith refers to renowned compositions of Pieter de Hooch and Gustave Moreau, and inserts within them reflexive feminist metaphors about belonging in art and painting, of bearing the weight of being a subject while seeking representation of subjectivity. Although she begins her smaller studies before reimagining them on a larger canvas, she often returns to them long after the completion of the larger painting, maintaining that revisiting the subject serves as a means to reclaim the work.

The allegory of art continues in her artwork “Olympia,” in which Smith refashions the ribbon necklace from Edouard Manet’s iconic painting, draping it over her own intricate, tattoo-like patterned backdrop of rodents and wheat. Beyond challenging notions of flesh and beauty, “Olympia” asserts that the subject of every painting is always first and foremost painting itself, the annals of which Smith continues to interrogate, and its associated canon, which she seeks to expand. 

Emily Mae Smith, born in 1979 in Austin, Texas, lives and works between Brooklyn and Woodstock, New York. In 2024, she is set to have an institutional exhibition at the Magritte Museum in Brussels. Notable recent solo institutional exhibitions include “Habitats” at Pond Society, Shanghai (2023), “Feast and Famine” at SCAD Museum of Art, Savannah, GA (2020), “Ex Libris” at Marion Art Gallery, Rockefeller Arts Center, Fredonia (2020), “Matrix 181” at Wadsworth Atheneum Museum of Art, Hartford (2019), and “Emily Mae Smith” at Le Consortium Museum, Dijon (2018). Smith earned her MFA in Visual Art from Columbia University, New York, in 2006, and her BFA in Studio Art from the University of Texas in Austin in 2002. Her work is held in multiple public and private institutions such as the Blanton Museum of Art, Austin; The Brooklyn Museum, Brooklyn; Columbus Museum of Art, Columbus; The Consortium Museum, Dijon; Dallas Museum of Art, Dallas; Harvard Art Museums, Cambridge; The Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington, D.C.; Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles; Museum of Contemporary Art, Los Angeles; Museum Brandhorst, Munich; Powerlong Art Museum, Shanghai; Wadsworth Atheneum Museum of Art, Hartford; Whitney Museum of American Art, New York; Zuzeum Art Centre, Riga.


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