Paradise

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In den Bildern von Josef Zekoff sorgen Gesichtslose für Szenen und merkwürdige Körperarrangements für eine verwirrende Stimmung. Die inszenierten Bildnisse muten wie Träume an, die eine Auseinandersetzung mit dem Unbewussten provozieren. Zekoff bezieht sich in seinen Darstellungen auf die Kulturgeschichte, und seine Protagonisten bezeugen die Auswirkungen von kulturellen Zwängen auf den menschlichen Körper, den Übergang zwischen Freiheit und Unterwerfung. 

War bis zur Aufklärung Gott und mit ihm die Natur die nicht hinterfragbare Quelle von Wahrheit und Ausgangspunkt aller Werte, so rückte im Zuge der Industrialisierung der Mensch in den Mittelpunkt der Wert- und Bedeutungsschöpfung. Und somit auch die Suche nach dem Sinn des Daseins, der in der klassischen aufklärerischen Perspektive nicht mehr von Gott gestiftet wurde, sondern vom Menschen produziert wird. Den Dingen und gesellschaftlichen Verhältnissen wurden Begriffe zugeordnet. Die Begriffe spiegeln die Dinge und die Dinge die Begriffe wider. 

Der Künstler entwirft eine Welt, die einer Theaterbühne gleicht. Inspiriert von der Suche nach dem scheinbar Normalen und dessen Wahrnehmung, entstehen Räume, in dem die seelischen Regungen wie Einzelwesen umherschweifen. Freuds Allegorie des Raumes als Psyche, in dem sich Wünsche und Ängste wie Individuen versammeln, finden sich als formale und inhaltliche Entsprechung in Zekoffs Gruppenbildern, Vasen und Labyrinthen. 

In seinen Bildwelten ist sowohl das Vergangene als auch das Zukünftige eingeschrieben. Der Betrachter wird zum integralen Bestandteil des Bildes, er fügt ihm erst hinzu, was diesem fehlt, er scheint die Leerstellen in den Dingen zu schließen. Extimität nannte der Psychoanalytiker Jacques Lacan diese Situation: Was man betrachtet, schaut einen bis ins Innerste an.

Oder stellt Zekoff Fragen zur anthropologischen Dimension der Metaphysik? Sucht das Dargestellte in seinen Bildern die Begegnung mit etwas, das über die Welt der Gegenstände und festen Größen hinausgeht? Ist es, wie Martin Heidegger in Was ist Metaphysik? schreibt, eine Begegnung mit dem „Nichts“ in der „Angst“? Zeigt die Konfrontation mit dem „Nichts“ in Zekoffs Bildern die Angst der ursprünglichen Sinnlosigkeit der Welt, den Fakt, dass es ein Dasein ist, welches die Bedeutungen den Sachen zuschreibt? 

Die Weltlichkeit der Welt liegt nach Heidegger in dieser ihrer Leerheit. Im Gegensatz zu ihren Betrachtern haben die Protagonisten in Zekoffs Bildern keine Angst vor diesem Nichts der Welt, in ihrer Gleichgültigkeit zeigt sich unser „eigenstes Geworfensein“ in die Welt ohne irgendwas. Wie in der Jakobinertragödie braucht die Furcht das Bewusstsein des Verlustes, um überleben zu können, und dem Romancier Marcel Proust zufolge sind die wahren Paradiese stets die, welche man verloren hat.

Florian Waldvogel



In Josef Zekoff’s works, the faceless produce scenes and curious bodily configurations a disorienting atmosphere. The images presented are like dreams prompting a confrontation with the unconscious. In his art Zekoff references cultural history, and his protagonists bear witness to the effects of cultural constraints on the human body, the transition between freedom and subjugation.

Until the Enlightenment, God – and thus nature – was the indisputable source of truth and the point of departure for all values, but in the course of industrialisation the human being became central to the creation of meaning and values – and therefore also the quest for the meaning of existence, which in the classical perspective of the Enlightenment was no longer given by God but established by mankind. Concepts were assigned to things and social relations. Things reflect and are reflected by the concepts. 

Josef Zekoff designs a world that resembles a stage in a theatre. Inspired by the search for the seemingly normal and its perception, spaces are created where mental impulses roam like individual beings. Freud’s allegory of space as psyche, in which desires and fears congregate like individuals, finds a correspondence in form and content in Zekoff’s group pictures, vases and labyrinths. 

Both the past and the future are inscribed in his pictorial worlds. The viewers become an integral part of the picture. It is the viewers who add what it lacks; they seem to fill the voids in things. The psychoanalyst Jacques Lacan called this situation “extimacy”: What you look at looks at you to your very core.

Or is Zekoff asking questions about the anthropological dimension of metaphysics? Does the subject in his paintings seek an encounter with something that goes beyond the world of objects and fixed parameters? Is it, as Martin Heidegger writes in What is Metaphysics?, an encounter with the “nothing” in “angst”? Does the confrontation with the “nothing” in Zekoff’s works show our “angst” about the original meaninglessness of the world, the fact that it is existence as “dasein” that ascribes meanings to things? 

According to Heidegger, the worldliness of the world lies in this emptiness. In contrast to their viewers, the protagonists in Zekoff’s works have no “angst” about the “nothing” of the world; their indifference reflects our “own thrownness” into the world without anything. As in the Jacobin tragedy, fear needs the awareness of loss in order to survive, and, according to the novelist Marcel Proust, true paradises are always those you have lost.

Florian Waldvogel

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