THE POWER OF OBJECT RELATIONS
How inner relational worlds shape the artistic interaction with things and people
The relationship between mother and child, or between caretaker and infant, has traditionally been represented as a symbiotic fusion within visual art; see the images of virgin and child by Raphael, for example. Inspired by the English psychoanalyst Melanie Klein, this exhibition takes a different view of those early childhood “object relations” that continue to shape how we relate to others throughout our lives. In addition to love and affection, Klein argues, the bond between the baby and its mother is also marked by aggressions, ambivalences, and strong anxious phantasies.
The Mother Position brings together artworks that negotiate the complex nature of this paradigmatic object relation, whose long-term consequences resonate throughout. It is precisely because no artistic practice can do without an object relation that the equally libidinal and destructive object phantasies are worth examining. From this perspective, the fact that social interactions are currently often defined by negative feelings, splits, and one-sided repudiations is not only due to social media and the much-invoked “polarization” of contemporary society. Instead,
The Mother Position demonstrates that our relations to the external world are also the expression of an inner psychic life that gets projected to the outside (while outside events get introjected). The exhibition thus focuses less on motherhood in the narrow sense than on a psychic position and its object relations that has its starting point in early childhood. It is a position that we keep inhabiting throughout our lives according to Klein. More so: it is a position – and this is The Mother Position’s central argument – that shapes the relationship between artists and their objects in particular.
Isabelle Graw
DIE MACHT DER OBJEKTBEZIEHUNG
Wie innere Beziehungswelten den künstlerischen Umgang mit Dingen und Personen prägen
Die Beziehung zwischen Mutter und Kind bzw. zwischen Caretaker und Infant wird in der bildenden Kunst traditionell als eine symbiotische Verschmelzung dargestellt. Siehe etwa die Marienbildnisse von Raphael. Diese Ausstellung wirft jedoch – inspiriert von der englischen Psychoanalytikerin Melanie Klein – einen anderen Blick auf jene frühkindlichen „Objektbeziehungen“, die unser Verhältnis zu anderen Personen ein Leben lang prägen. Neben Liebe und Zuwendung ist die Bindung des Kleinkindes an seine Mutter oder an seinen Caretaker Klein zufolge auch durch Aggressionen, Ambivalenzen und Angstphantasien gekennzeichnet.
The Mother Position versammelt künstlerische Arbeiten, in denen die komplexen Abgründe dieser Objektbeziehung aufscheinen und verhandelt werden. Auch die langfristigen Folgen dieses paradigmatischen Verhältnisses klingen an. Eben weil keine künstlerische Praxis ohne Objektbezug auskommt, lohnt sich die Auseinandersetzung mit den ebenso libidinösen wie destruktiven Objektphantasien. Dass schlechte Gefühle, Spaltungen und einseitige Verwerfungen die sozialen Interaktionen unserer heutigen Gesellschaft maßgeblich bestimmen, liegt demnach nicht nur an der vielbeschworenen „Polarisierung“ oder an den Sozialen Medien.
The Mother Position demonstriert vielmehr, dass unsere Beziehungen zu anderen auch Ausdruck eines inneren psychischen Lebens sind, das ins Außen projiziert wird (während äußere Ereignisse introjiziert werden). Die Ausstellung befasst sich weniger mit Mutterschaft im engeren Sinne als mit einer psychischen Position und ihren Objektbeziehungen, die in der frühen Kindheit ihren Ausgangspunkt nehmen. Nach Klein nehmen wir diese Position im Laufe unseres Lebens immer wieder ein. Mehr noch: Es handelt sich um eine Position – und dies ist das zentrale Argument von The Mother Position –, die auch die Beziehung der Künstler*innen zu ihren Objekten prägt und in diesen gelegentlich sogar aufscheint.
Isabelle Graw