EN ROUTE - Norbert Schwontkowski

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Das päpstliche Fahrzeug des letzten Heiligen Vaters, Papst Benedikt XVI., war eine modifizierte Mercedes-Benz M-Klasse mit einem 272-PS-Motor und Automatikgetriebe, deren Kabine mit kugelsicherem Plexiglas und gepanzerten Seitenwänden ausgestattet war. Norbert Schwontkowskis Papst in Die Dunkelheit lehnt auf der Rückbank seines Papamobils und erholt sich in sitzender Denkerpose von einer augenscheinlich langen Fahrt.

Trotz der üppigen Ausstattung des Gefährts ist sein unbequemes Heck kaum der Thron, auf dem die Pontifexe in den Meisterwerken der Kunstgeschichte verewigt wurden. In einem kurzen Moment unruhiger Ruhe wird der Papst auf der Fahrt zu einem weißen Punkt in der weiten Landschaft der aufkommenden Dunkelheit.

En Route, Schwontkowskis siebte Ausstellung bei Contemporary Fine Arts, umfasst Werke, die sich mit einem der Hauptanliegen des Künstlers beschäftigen: der Vergänglichkeit des Lebens selbst. In der Tradition der modernen Philosophie und Religion greift Schwontkowski das Thema der Reise als Metapher für die Selbstfindung, die Erforschung der Grenzen der menschlichen Existenz und der Unendlichkeit des Geistes auf. In seinem gesamten Werk kehrte Schwontkowski immer wieder an jene Orte zurück, die man am besten als Grenzbereiche beschreiben kann: weder hier noch dort, weder vorher noch nachher. 

In großen und kleinen Formaten erforschte Schwontkowski über seine gesamte Laufbahn hinweg immer wieder den Platz des Menschen in der Welt und das, was danach kommen könnte. Der Zusammenprall zwischen der Kürze des Lebens und der Ewigkeit der Kunst wird in seinen Werken jedoch eher als humorige denn als tragische Situation imaginiert. In Die Verkündigung zum Beispiel werden die Erwartungen des Betrachters, die durch das Versprechen des Titels geweckt werden, durch die gemalte Realität durchkreuzt, in der Geburt und Tod ein und dasselbe sind. 

Obwohl Religion in der zeitgenössischen Lebenswelt und Kultur immer mehr an Bedeutung verliert, ist ihr Sinnversprechen so unwiderstehlich wie eh und je. In Pilgerfahrt wird deutlich, dass religiöse Rituale auch in der Kunst eine Rolle spielen. Hier endet eine Pilgerfahrt einer Gruppe von Nonnen vor einem Museum, wo sie andächtig auf eine Performance, eine Rede oder vielleicht sogar eine Predigt starren, die dort stattfindet.

Schwontkowskis Bilder zeugen davon, dass der Weg das Ziel ist. In seinen Kompositionen sind wir alle den Gesetzen des Kosmos unterworfen, und selbst die größten Menschen erscheinen wie winzige Ameisen im Angesicht des Universums. Sie sind schwer fassbar und geheimnisvoll, sie sind Bilder von überall und jederzeit, die in keiner Sekunde wirklich Gefahr laufen, zusammenzubrechen, und die uns auch nach all den Jahren immer noch in ihren Bann ziehen.

In diesem Jahr jährt sich der Todestag von Norbert Schwontkowski zum zehnten Mal. CFA vertritt den Künstler seit 2004 und seit seinem Ableben seinen Nachlass. Der verstorbene Künstler lebte und arbeitete zwischen Bremen und Berlin. Er war Professor an der Hochschule für Bildende Kunst in Hamburg 2005-2009 und an der Hochschule für Bildende Kunst in Braunschweig 1991-2001. In den letzten Jahren wurde eine Wanderretrospektive im Kunstmuseum Bonn (2019) und in der Kunsthalle Bremen (2020) unter dem Titel Some of My Secrets sowie im Kunstmuseum Den Haag (2020) unter dem Titel Everyone Wants to Go Home gezeigt. Weitere ausgewählte Einzelausstellungen: Kolumba Museum Köln (2013), Kunstverein Hamburg (2013), Rubell Family Collection Miami (2006), Brandenburgische Kunstsammlungen Cottbus (2005), Kunsthalle Erfurt (2005), Kunsthalle Bremen (2004).


The papal vehicle used by the last Holy Father, Pope Benedict XVI, was a modified Mercedes-Benz M-Class with a 272-horsepower engine with an automatic transmission, featuring a cabin fitted with bulletproof plexiglass and armor-plated side panels. Leaning on the back of his popemobile, Norbert Schwontkowski’s pope in Die Dunkelheit, is taking a break from what seems to have been a long trip in a half-seated thinking pose.

Despite the lavishness of the ride, its uncomfortable rear is hardly the throne which the pontiffs have been eternalized seated upon throughout the masterpieces of art history. In a short moment of troubled rest, the pope en route is reduced to a white dot in the vast landscape of looming darkness.

En Route, Schwontkowski’s seventh exhibition at Contemporary Fine Arts, encompasses works dealing with one of the artist’s main concerns: the transience of life itself. In the tradition of modern philosophy and religion, Schwontkowski drew upon the theme of travel as a metaphor for self-discovery, and exploration of the limitations of human existence and the infinity of spirit. Throughout his oeuvre, Schwontkowski repeatedly revisited those places best described as liminal; neither here nor there, neither before nor after. 

In formats large and small and across his career, Schwontkowski continued to explore man’s place in the world and whatever might come after. But the clash between life’s brevity and art’s eternity is usually imagined as a funny situation in his works, rather than a tragic one. In Die Verkündigung, for instance, the viewer’s expectations created by the promise of the title are thwarted by the painted reality, in which birth and death are one and the same. 

Although religion keeps on losing its significance in contemporary life and culture, its promise of purpose is as compelling as ever. In Pilgerfahrt, it becomes clear that religious rituals pertain even in art. Here, a pilgrimage of a pack of nuns ends in front of a museum, where they all religiously stare at a performance, a speech or perhaps even a sermon, taking place.

Schwontkowski’s paintings testify that the journey is the destination. In his compositions, we are all subjected to the laws of the cosmos, and even the biggest people appear as tiny ants in the face of the universe. Elusive and secretive, they are paintings of anyplace and anytime, in (no real) danger of collapsing any second, retaining their unwavering hold over us even after all these years.

This year marks the tenth anniversary of Norbert Schwontkowski’s death. CFA has represented the artist since 2004 and his estate ever since. The late artist lived and worked between Bremen and Berlin. He was a professor at the Hochschule für Bildende Kunst in Hamburg 2005-2009 and at the Hochschule für Bildende Kunst in Braunschweig 1991-2001. Over the last years, a traveling retrospective was held at Kunstmuseum Bonn (2019) and Kunsthalle Bremen (2020), appropriately titled Some of My Secrets, and at Kunstmuseum Den Haag (2020), under the name of Everyone Wants to Go Home. Other selected solo exhibitions include Kolumba Museum Cologne (2013), Kunstverein Hamburg (2013), Rubell Family Collection Miami (2006), Brandenburgische Kunstsammlungen Cottbus (2005), Kunsthalle Erfurt (2005), Kunsthalle Bremen (2004).

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