Canned Heat

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Contemporary Fine Arts freut sich, die Ausstellung Canned Heat mit Werken von Ellen Berkenblit, Eliza Douglas, Angelika Loderer, Sarah Lucas, Ana Prvački, Magali Reus und Maja Ruznic zu präsentieren.

Der Titel der Ausstellung stammt von der 1965 gegründeten legendären Kultband aus L.A. (die sich selbst auf den Canned Heat Blues von Tommy Johnson aus dem Jahr 1928 bezog).

Die Präsentation bringt Künstlerinnen zusammen, die in ihren vielfältigen Materialien – von Alltagsgegenständen über Öl bis hin zu Bronze oder Druck – visuell zunächst nicht wahrnehmbare Prozesse wie politische oder natürliche Kräfte, schöpferische wie auch zerstörerische, veranschaulichen. Kunstwerke werden dabei formal als Speicher für unlösbare, unbequeme, aber letztlich inspirierende Spannungen verstanden, die unsere Emotionen, unser Denken, unsere Bewegung und unseren Rhythmus sowohl körperlich als auch kollektiv beeinflussen.

In den Arbeiten von Magali Reus beispielsweise werden alltägliche Gegenstände bis zur Absurdität verfremdet und zu Parodien ihrer eigenen vermeintlichen Wirkung. Ein so einfaches Objekt wie ein Straßenschild erhält durch Reus’ Nachbildungen und Ergänzungen so viele Schichten, dass seine Präsenz als Zeichen lächerlich und durch seine Funktionslosigkeit unterwandert wird.

Die Aquarelle von Ana Prvački entstanden während der Pandemie als eine Art Tagebuch, eine Bestandsaufnahme von Objekten aus der Umgebung der Künstlerin, als wollte sie sich in solch unwirklichen Zeiten der Existenz ihrer Umwelt versichern. Ihr humoristischer Charakter lebt von der Spannung zwischen Bild und Text, wobei die Lücke zwischen dem geschriebenen Wort und der Zeichnung, die es abbildet, die vom Betrachter/Leser wahrgenommene Beliebigkeit der Zeichen verstärkt.

Die Arbeiten von Eliza Douglas leben von der doppeldeutigen Beziehung zwischen Fotografie und Malerei. Wenn man die zerknitterten T-Shirts in dem denkbar “realistischsten” Medium, einer Nahaufnahme, heranzoomt, könnte man sagen, dass der unordentliche Stoff an die Draperie in der Renaissancemalerei erinnert. Douglas untergräbt das Konzept der Kleidung, die den Körper bedeckt, indem er ihre Dürftigkeit betont und sie ungetragen und zerknittert auf dem Boden abbildet. Wenn in der Renaissance die Behandlung von Stoffen dazu diente, die menschliche Gestalt zu verhüllen, so zeigen Douglas’ ausrangierte Kleidungsstücke, die frisch aus der Waschmaschine kommen, die vertrauten Figuren der zeitgenössischen Kultur als ebenso verwaschen. 

Die Objektivierung des weiblichen Körpers in der Kunstgeschichte wird in Sarah Lucas’ TARUNA fast zu einem Slapstick, da der Körper zu einem Konglomerat von Fundstücken wird – Strümpfen, Schuhen usw. – passend dazu kopflos auf einem Stuhl liegend.

In Some Announcements von Ellen Berkenblit ist die weibliche Protagonistin wiederum sehr dezidiert als solche dargestellt. Sie wendet sich, vom Sound der himmlischen Engelsscharen sichtlich unbeeindruckt ab. Man ist versucht, die hier im Profil wiedergegebene, immer wieder in ihren Œuvre auftauchende Frauenfigur als Avatar der Künstlerin zu interpretieren.

Bei Angelika Loderer sind die Kräfte der Natur nicht nur Thema, sondern auch Mitautor des Werks. In kleinen Bronzeskulpturen, die an in Schlamm getränkte Schuhe erinnern, betont Loderer die tiefe Verbundenheit von Mensch und Natur, die sich gegenseitig formen und prägen.

Maja Ruznics vielschichtiges Gemälde Invocation II entsteht aus einer Spannung zwischen Realität und Fiktion, aus dem Wunsch, unsere eigene Dunkelheit zu integrieren und zu erhellen. Die maskierte Figur in diesem atmosphärischen, neblig anmutenden Bild resultiert aus der Beschäftigung der Künstlerin mit C.G. Jung, sie repräsentiert nach dessen Lehre eine Art Schutzschild um die „Persona“. Sie könnte uns aus einer Erinnerung, einem Traum oder vielleicht sogar aus einem Spiegel heraus anstarren.

Hier richten wir unseren Blick dorthin, wohin wir ihn lieber nicht lenken würden oder nie gedacht hätten; jedes Licht wirft einen Schatten. Das Material der Kunstwerke und seine Schichten enthalten dabei nicht nur Informationen, sondern auch ein Potenzial, diese sozial, psychologisch und politisch zu denken, eine Nahrung (oder einen Treibstoff) für das Denken.


Contemporary Fine Arts is excited to present Canned Heat, a group exhibition featuring works by Ellen Berkenblit, Eliza Douglas, Angelika Loderer, Sarah Lucas, Ana Prvacki, Magali Reus and Maja Ruznic.

The show lends its title from the L.A. legendary cult band founded in 1965 (which themselves referred to Canned Heat Blues by Tommy Johnson from 1928). It brings together artists that use their material, from everyday objects, oil to bronze or print, to illustrate processes that are visually indiscernible to humans, such as political or natural forces, both creative and destructive. Artworks are thereby formally understood as storages for unresolvable tension, uncomfortable but ultimately inspiring; they continue to influence our emotions, thinking, movement, and rhythm, both corporeally and collectively.

In works of Magali Reus, for instance, everyday objects are defamiliarized to the point of absurdity, becoming parodies of their own supposed agency. An object as simple as a road sign gains multiple layers through Reus’s recreation and additions, so much so that its presence as a sign becomes ridiculous, haunted by its lack of function. Playful watercolors of Ana Prvački emerged during the pandemic as a sort of a diary; an inventory of objects from the artist’s surroundings. Their humoristic nature thrives on the tension between image and text, the gap between the written word and the drawing which depicts it enforcing the signs’ arbitrariness, in the eyes of the viewer-reader.

The ambiguous relationship between photography and painting constitutes Eliza Douglas’s paintings. Zooming in on the crumpled t-shirts in the most ‘realistic’ medium imaginable, a close-up photograph, the messy fabric can be said to evoke the drapery in renaissance painting. Douglas subverts the concept of clothes as worn to cover the body, emphasizing its thingness, and depicting them unworn, crumpled on the floor. If in renaissance the treatment of fabric served to veil the human form, Douglas’s discarded clothing items fresh out of a washing machine reveal the familiar characters of contemporary culture as equally washed out.

The objectification of the female body throughout art history becomes almost a pun in Sarah Lucas’s TARUNA as the body becomes a conglomerate of found objects – stockings, shoes, etc – appropriately headless, reclining on a chair. In Some Announcements by Ellen Berkenblit, on the other hand, the woman is an active agent, refusing to face the music and going about her way. Captured in profile, the reappearing figure throughout her oeuvre is presumably the avatar of the artist herself.

In Angelika Loderer’s practice, nature’s forces are not only the subject, but also the co-author of the work. In small bronze sculptures resembling shoes soaked in mud, Loderer emphasizes the deep connectedness of humans and nature, shaping each other, moulding.

Maja Ruznic’s layered painting Invocation II emerges out of a tension between the real and fiction, out of a desire to integrate and shed light on our own darkness. The masked figure in this atmospheric, almost foggy painting, comes from Jungian psychoanalysis, and it is our shield from those around us. In Ruznic’s aesthetic universe, it is as though it may be staring back at us from a memory, or a dream, or perhaps even a mirror. Here we direct our gaze where we rather wouldn’t or never thought we could; every light casts a shadow. The artworks in this show, and all their layers thereby contain potential to expand consciousness, ourselves, to think these socially, psychologically, and politically, a food (or fuel) for thought.

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