Contemporary Fine Arts freut sich, die dritte Einzelausstellung von Katja Strunz Unfolding Process präsentieren zu dürfen.
Mit ihrer aktuellen Ausstellung führt Katja Strunz ihre Soloschau in der Berlinischen Galerie Drehmoment (Viel Zeit, wenig Raum) vom Sommer 2013 fort. Dort zeigte sie eine Raumkomposition, die von zwei monumentalen, geknüllten bzw. gefalteten Metallskulpturen dominiert wurde, die sich wie ein Paradoxon aus Erdanziehungskraft und Fortbewegung lesen ließen. Begleitend wurden die Collagen Yesterday’s Papers gezeigt: lose Buchseiten historischer Publikationen, die Katja Strunz in klassischem Bleisatzverfahren bedruckte und der Vergangenheit so eine neue Komponente einschrieb. Das Ensemble neuer Arbeiten bei Contemporary Fine Arts greift diesen Ansatz auf und widmet sich nun in Gänze dem Medium des Papiers und des Buches.
In Form von Papiercollagen und Metallskulpturen rückt die Künstlerin ein Hauptthema ins Zentrum, das bisher eher im Hintergrund spürbar war: Das Schrumpfen von Raum und Zeit im Buch – also in einer künstlich konstruierten Welt, die das eigene Denken verändert und die real existierende Wirklichkeit in eine neue Dimension überträgt. Ganz im Sinne der Ausführungen Stéphane Mallarmés (1842-1898), der in seinem Essay Das Buch, geistiges Instrument erklärt, „dass alles auf der Welt existiert, um in ein Buch einzugehen“, steht für Katja Strunz das Buch für das Münden von Geschichte in eine pure Gegenwärtigkeit. Mallarmés Vorstellung vom Buch als Modell einer kosmischen Textarchitektur, in der „eine neue, nachgeschichtliche Zeit […], unabhängig von der auf Linearität, Kausalität, Progressivität festgelegten Historie, eine perspektivische Zeit“ anbricht, entspricht Katja Strunz’ Verständnis vom Verdichten von Raum und Zeit in der Faltung: „Durch das Ab- und Einknicken der Papiere geraten Seiten übereinander, sie kommen miteinander in Berührung.“.
Für die aktuelle Ausstellung hat Katja Strunz den Bildband Hans Memling Sąd Ostateczny | Das jüngste Gericht (Warszawa Auriga, 1973) aufgegriffen und bearbeitet. Das Aufblättern eines Buches bedeutet für Strunz zugleich das Auffalten eines Raumes aus der Vergangenheit, der hier eine neue Präsenz erhält. Dergleichen geschieht in ihren Collagen mit Bildelementen aus antiquarischen Büchern. Mit dem Titel Unfolding Process beschreibt die Künstlerin ihre Arbeit als „Teil eines Prozesses wachsender Komplexität, in dem sich Räume und Zeiten verschränken.“
Katja Strunz wurde für die Auseinandersetzung mit den geometrisch-reduzierten Formen der klassischen Avantgarde bekannt, die sie in ein neues, eigenständiges Vokabular überführt. Ihr Werk ist geprägt von den Themen Raum, Zeit und Geschichte, die sie anhand von konstruktivistisch anmutenden Skulpturen, Reliefs und Papiercollagen umsetzt, die zugleich Spuren von Entstehung und Verfall, Trägheit und Dynamik, Glätte und Verletzung aufweisen. Dabei begleitet sie stets das Phänomen der Faltung als materialgewordener, zeitlicher Prozess. Verbunden ist damit der Gedanke des Einfallens und Einfaltens von Welt und deren Verdichtung in einem unabhängigen Raum.
Für Presseanfragen können Sie sich gerne an Carolin Leistenschneider wenden: carolin@cfa-berlin.de
With her current exhibition Katja Strunz continues her show, Drehmoment (Viel Zeit, wenig Raum) which was exhibited at the Berlinische Galerie in the summer of 2013. There, she showed a spatial composition dominated by two monumental crumpled up and folded metal sculptures that could be read as a paradox of gravity and movement. These were shown together with the collages Yesterday’s Papers, loose book pages from historic publications on which Katja Strunz printed again, using classic metal type, thus inscribing a new component into the past. The ensemble of new works at Contemporary Fine Arts takes up this approach and is now devoted entirely to paper and books.
In the form of paper collages and metal sculptures, the artist moves a main theme to the fore that had hitherto been present in the background: the shrinking of space and time in the book, i.e., in an artificially constructed world that changes one’s own thinking and transfers the real existing world into a new dimension. In the spirit of Stéphane Mallarmé (1842-1898), who in his essay ‘The Book: A Spiritual Instrument’ declares ‘that everything in the world exists in order to end up as a book’, for Katja Strunz, the book stands for the flow of history into a pure presence. Mallarmé’s notion of the book as a model of a cosmic textual architecture, which marks the beginning of ‘a new, post-historical time (…) independent of a history that is determined by linearity, causality, and progression – a time without perspective’, correlates to Katja Strunz’ idea of condensing space and time in the act of folding: ‘When the paper is folded, pages are layered on top of one another, get in touch with one another.’
For the current exhibition, Katja Strunz took the illustrated book Hans Memling Sąd Ostateczny | Das jüngste Gericht (Warszawa Auriga, 1973) and treated it. Opening a book and turning the pages means for Katja Strunz also unfolding a space from the past which is given a new presence here. This also happens in her collages with pictorial elements from antiquarian books. With the title Unfolding process, the artist describes her work as ‘part of a process of growing complexity where spaces and times interconnect.’
Katja Strunz became well known for her engagement with the geometrically reduced shapes of the classical avant-garde, which she translated into a new formal vocabulary of her own. Her work is informed by the themes of space, time, and history, themes that she explores with sculptures, reliefs, and paper collages reminiscent of constructivism, which simultaneously time bear traces of formation and decay, inertia and dynamism, smoothness and injury. The phenomenon of folding is always present as a temporal process that has become material. Linked to this is the notion of the world intruding and being folded in, its condensation in an independent space.
For any press inquires, please contact Carolin Leistenschneider: carolin@cfa-berlin.de