Robert Lucander schöpft bei seinen Bildfindungen aus dem Kosmos seiner Sammlung medialer Bilder von Platten, Zeitschriften und Filmen. Für seine aktuellen Werke standen vor allem Motive aus Sport- und Modezeitschriften Pate, aber auch alte Zauberbücher und Werke der klassischen Moderne von Max Ernst oder Edvard Munch.
Wie ein Magier, der seine Assistentin in einer Kiste verpackt zersägt und danach falsch wieder zusammen setzt, erschafft Robert Lucander in seinen neuen Bildern Figuren, die unwahrscheinlicher kaum sein können und dem Betrachter als monströse Kreaturen gegenüber stehen. Ein Hang zum Zeichenhaften begleitet Lucander, der zunächst abstrakt malte, von Anfang an. Bildgestaltung funktioniert bei ihm nach einem bildhauerischen Verfahren: Fragmente werden durch konstruktive Maßnahmen zu einem Objekt zusammen gefügt. Auch deshalb arbeitet der Künstler auf Holz. Indem das Holz auch in seiner Materialität in den neuen Arbeiten mit agiert, verändert sich der Charakter der Bildfläche. Lucander fasziniert die Oberfläche seiner medialen Vorlagen, doch zugleich sucht er stets nach einem Dahinter. Das natürliche Holz unterhöhlt die künstlich perfekten Lackoberflächen. Das Bild wird „realer“.
Die manuelle Konstruktion von Lucanders neuesten Bildschöpfungen erscheint im Zeitalter von Computerprogrammen wie Photoshop und Freehand veraltet, doch sind sie gerade darin Ausdruck eines Phänomens unserer Realität, das Jean Baudrillard schon 1976 diagnostizierte: „Die Realität geht im Hyperrealismus unter, in der exakten Verdoppelung des Realen (…) nicht mehr Objekt der Repräsentation, sondern ekstatische Verleugnung und rituelle Austreibung seiner selbst: hyperreal.“[1]
[1] Baudrillard, Jean: „Der Hyperrealismus der Simulation“, in: Ders.: „Der symbolische Tausch und der Tod“, München 1982, S. 113.