Nach seinem letzten „Auftritt” in Deutschland, der erfolgreichen Kooperation im Kunstverein Düsseldorf mit Michael-Craig Martin im Sommer 1997, zeigen wir nunmehr unsere zweite Einzelausstellung mit dem in Los Angeles lebenden Künstlers RAYMOND PETTIBON in Berlin.
Pettibon wurde bisher überwiegend als ein Künstler bewertet, der Produktionen der Populärkultur nutzt, deren Formen als Modell für die eigene Arbeit übernimmt und diese in populärkulturelle Kontexte zurückführt.
Zwar hat Pettibon Anfang der achtziger Jahre Zeichnungen für Plattenhüllen zur Verfügung gestellt, selber Songs geschrieben und verschiedene Bands gehabt. Er legt aber Wert auf die Feststellung, er habe nie für einen bestimmten Verwendungszweck eine Zeichnung angefertigt
Andererseits unterstreicht er eine musikalische Qualität seines Werkes und meint damit einen solchen Einsatz von Texten und Bildern, der die Auflösung eindimensionaler Bedeutung bewirkt, eine Offnung für multiple Bedeutung, an deren Produktion der Betrachter oder Leser wesentlichen Anteil hat.
Als Leser geht Pettibon durch die Bücher von Henry James, Marcel Proust und John Ruskin ebenso wie durch die Groschenromane und Produktionen der Schundliteratur. Alles kommt darauf an, was er mit seiner Verarbeitung daraus
macht.
Das Werk von Pettibon ist außergewöhnlich reich, komplex und subtil. Es läßt sich als Essay sehen zur Heterogenität gegenwärtigen Wissens, als fieberhaften Versuch der überwältigenden Vielfalt Formen zu geben und experimentell einen Kosmos zu entwerfen, der alle Ansprüche auf die unwiderrufliche Uneinheitlichkeit dieses Wissens anerkennt.
Der Künstler wird in der Ausstellung in unseren Räumen neue Arbeiten auf Papier zeigen, sowie vor Ort eine Wandzeichnung realisieren.
Nach seiner Retrospektive 1995 in der Kunsthalle Bern wird Raymond Pettibon im Herbst 1998 durch Museumsausstellungen im Philadelphia Museum of Art und in der Renaissance Societey, Chicago geehrt werden.