Contemporary Fine Arts freut sich Die von da anzukündigen, unsere nunmehr sechste Einzelpräsentation mit Werken von Norbert Schwontkowski. Die Galerie repräsentierte den Künstler seit 2004 und vertritt seit dessen frühen Tod im Jahre 2013 seinen Nachlass.
Die Ausstellung Die von da widmet sich den in Schwontkowskis Bildsprache immer wieder auftauchenden Öffnungen. Diese treten hier in Form von Fenstern, Höhlen und Fluren, Durchblicken in mysteriöse Landschaften und Brüchen in Lampen und Gefäßen auf. Auf einigen Bildern blickt der Betrachter selbst in die sich hinter diesen Öffnungen auftuenden Traum- und Stadtlandschaften. Auf anderen betrachten wir den Bildprotagonisten dabei, wie er suchend in ein Loch blickt, dessen Inhalt uns verborgen bleibt – oder aus einem Durchlass heraus schaut in eine sich dem Bildbetrachter entziehende Sphäre. Das mythische Bild des Künstlers als ewig Suchender drängt sich auf.
Schwontkowskis Landschaften werden oft als Zwischenstationen beschrieben, als Orte, „die die Lücke zwischen dem Mythischen und dem Alltäglichen besetzen“ (Jens Hoffmann). Er tauchte diese Gefilde in ein milchiges Licht – ein Effekt, den er durch seine Benutzung von in Leinöl gebundenen pulverisierten Pigmenten und Metalloxiden erzielte.
Schwontkowski war fasziniert von flüchtigen Durchblicken durch Zugfenster, oft wirken seine Bilder, als würden sie diese temporären Ansichten für die Ewigkeit festhalten. In seinem meditativen Text Reisen in der Dämmerung bietet uns Schwontkowski das Reisen im Zug als Metapher für die Flüchtigkeit allen Erlebens an und erlaubt uns gleichzeitig einen Einblick in seine Denk- und Arbeitsprozesse:
I. Ich sitze also und blicke wie durch einen Zauberspiegel durch das Abteilfenster und mein Blick fällt auf ein Haus in diesem kleinen Städtchen, irgendwo, fällt durch ein erleuchtetes Fenster, hinter dem, in der Wärme der Stube, sich eine etwa vierzigjährige Frau über einen Tisch beugt, an dessen anderem Ende ich scheinbar selber sitze und, ein Glas Rotwein in der Hand haltend, diese Frau wortlos anblicke, während sie mir den Rauch ihrer Zigarette herüberbläst und mir dabei ihre weißen Zähne zeigt und sie sieht mir zu, sieht mir zu beim Schreiben und nickt jetzt bestätigend, denn ich schreibe eine Geschichte oder vielmehr versuche ich nur einen Satz zu schrieben, einen einzigen Satz, der einen bestimmten, mir aber unklaren Sinn aufzeichnen könnte, während jetzt mein Blick über den Tisch, über die Frau, durch das Fenster fällt, auf den Zug, der langsam vorüberrollt.
II. Nach einer Kurve fährt der Zug nun über eine Brücke und unter der Brücke fließt der Fluß und wider fällt mein Auge, fällt mein Blick auf die Augen des Fischers, der, in einem Nachen stehend, seinen Blick auf die Augen des zappelnden Fisches richtet, dem er den Haken aus dem Maul zieht.
Die Vorstellung der Reise als Weg zur Erleuchtung zeugt von Schwontkowskis christlicher Erziehung und seiner Gymnasialzeit in einem katholischen Internat. Jedoch unterwanderte er seine lebenslange Affinität zu Spiritualität immer wieder durch den ihm sehr eigenen Humor und seine Ironie selbst, was die besondere Spannung seines Werks ausmacht.
Die Präsentation wird abgeschlossen durch eine Auswahl von Zeichnungen aus den Jahren 1982 bis 2003, die sich dem Thema des Kopfes und des Portraits widmen. Schwontkowski wäre im April dieses Jahres siebzig Jahre alt geworden. Dies zum Anlass nehmend, eröffnet mit unserer Ausstellung ein ganzer Reigen von Einzelausstellungen zu Ehren des Künstlers. So zeigt u.a. das Kunstmuseum Bonn ab Oktober eine große Retrospektive, gefolgt von der Kunsthalle Bremen und dem Gemeentemuseum in Den Haag in 2020.
Norbert Schwontkowski (1949 – 2013) lebte und arbeitete in Bremen und Berlin. Institutionelle Einzelausstellungen widmete ihm u.a. das Museum Goch (2017), das Kolumba Museum Köln (2013), der Kunstverein Hamburg (2013), die Rubell Family Collection (2006), die brandenburgischen Kunstsammlungen Cottbus, die Kunsthalle Erfurt (2005) und die Kunsthalle Bremen (2004)
Für Presseinformationen und Bildmaterial kontaktieren Sie bitte Camila McHugh:
camila@cfa-berlin.de
Contemporary Fine Arts is pleased to present Norbert Schwontkowski’s Die von da, the gallery’s sixth exhibition of works by the artist. CFA represented Norbert Schwontkwoski from 2004 until his untimely passing in 2013 and has represented his estate since then.
Die von da turns its attention to the illuminated openings that recur throughout Schwontkowski’s oeuvre, focusing on paintings made in the last decade of his life. These breaches take the form of windows and doorways, holes in mysterious landscapes, lanterns, top hats and bathtubs. These illuminated thresholds usher us into his melancholy dreamscape, imagining a mirror or a cracked vase as the rabbit holes that could contain its vastness.
Schwontkowski’s landscapes are often described as in-between places, occupying the “gap between the mythical and the mundane” (Blind Faith, “Schwontkowskiesque”, Jens Hoffman). He renders these places in a milky light using pulverized pigments, linseen oil, metal oxide, binding colors and bone glue. Neither here, nor there, the solitary character enveloped in endless expanse, anchored by a lonely landmark. And often moving towards a light. Schwontkowski senses the potency in empty space. Foucault’s insistence upon emptiness as essential in contemporary times resonates: “It is no longer possible to think in our day other than in the void left by man’s disappearance. For this void does not create a deficiency; it does not constitute a lacuna that must be filled. It is nothing more, and nothing less, than the unfolding of a space in which it is once more possible to think.”
Schwontkowski was drawn to the illuminated window, held in a momentary frame. In his meditative text Travelling at Twilight, he describes train travel and its fleeting glimpses to elucidate his process:
I. Here I am sitting, looking through the window of the compartment like a magic mirror, and my gaze falls on a house in this small town, somewhere, falls through an illuminated window, behind which, in the warmth of the parlor, an approximately forty-year-old woman is bending over a table at the other end of which I seem to be sitting and holding a glass of red wine in my hand, silently gazing at this woman, while she blows the smoke from her cigarette at me, showing her white teeth, and she looks at me, looks at me as I write, and now nods in confirmation, for I am writing a story, or rather I am trying to write just a single sentence which might record a certain but unclear meaning, while my gaze now falls across the table, past the woman, through the window at the train which slowly rolls by.
II. After a curve the train now goes over a bridge and under the bridge flows the river and again my gaze falls on the eyes of a fisherman, who standing in a wooden boat, is directing his gaze at the eyes of the wriggling fish as he pulls the hook out of its mouth.
The journey as a path towards illumination bears the trace of Schwontkowski’s early experience with the Catholic church. His lifelong spirituality, as well as a wry and self-deprecating humor, are inextricable from his work. His interest in the Japanese woodcut tradition Ukiyo-e, which translates literally as “pictures of the floating world,” is also significant.
The paintings in Die von da are accompanied by a selection of works on paper in which Schwontkowski returns insistently to the figure of the head. Schwontkowski would have been seventy this year and will be recognized with his largest posthumous institutional exhibitions to date, opening at the Kunstmuseum Bonn in October 2019 and travelling to the Gemeentemuseum den Haag and Kunsthalle Bremen.
Norbert Schwontkowski (1949 – 2013) lived and worked between Bremen and Berlin. Selected solo exhibitions include Kolumba Museum Cologne (2013), Kunstverein Hamburg (2013), Rubell Family Collection Miami (2006), Brandenburgische Kunstsammlungen Cottbus (2005), Kunsthalle Erfurt (2005), Kunsthalle Bremen (2004).
For any press and image queries, please kindly contact Camila McHugh:
camila@cfa-berlin.de
Tabloid Publications poetry reading during the exhibition.