Beim Betrachten der Bilder von Peter Doig wird der Blick in ein zeitliches Vakuum geschickt. Irgendein nicht zu benennendes Ereignis hat stattgefunden oder steht unmittelbar bevor. Die Bilder wirken wie Teil einer Erzählung kurz vor oder nach deren dramatischen Höhepunkt. Die Tatsache aber, daß aber dieses Ereignis weder unmittelbar zu sehen noch zu benennen ist, macht die eigenartige Spannung der Arbeiten aus.
Nicht allein durch diesen vermeintlich erzählerischen Anteil haben die Bilder auch filmische Qualitäten. Durch die Malweise erinnern manche der Arbeiten an das bekannte Phänomen des sich im Projektor verfangenen Filmes, dessen dadurch unwillentlich enstandenes Filmstill sich durch die Hitze langsam aufzulösen beginnt. Man meint, das Knistern des sich in Auflösung begriffenen Bildes geradezu hören und riechen zu können.
Bis auf sehr seltene Ausnahmen aber rekrutieren sich die Bilder nicht aus konkreten Filmen. Sie scheinen vielmehr an eine Art kollektives Gedächtnis zu appellieren, ein Archiv oder Zusammenschnitt aller gesehenen Filme wird wachgerufen. Der dennoch unbekannte Ausgang ist es, der ein gewisses Unbehagen beim Betrachter hervorzurufen vermag.
Peter Doigs Landschaftbilder lassen den klassischen Versuch einer unmittelbaren Naturerfahrung hinter sich. Einerseits beschreiben die Sujets oftmals ganz konkret den Einbruch der modernen Welt in noch unberührte Natur – so die Serie „Concret Cabin“, die Le Corbussiers Unités D´Habitation in einem verwilderten Wald aufscheinen lassen oder die immer wieder auftauchenden Skifahrer und Snowboarder, die schneeverhangene Berge einnehmen – jedoch ohne daß der Künstler dabei einen moralischen Standpunkt einnehmen würde.
Andererseits wird auch durch malerische Mittel eine Verfremdung erreicht. So arbeitet Peter Doig zwar nach Vorlagen wie Privat-, oder Zeitungsphotos. Diese werden jedoch bereits als Vorlagen verfremdet, indem er sie mit z.b. Farbrastern oder -drippings und Schlieren überzieht und somit ein ausschließliches Schwelgen im Sujet bewußt vermeidet, gleichzeitig eine atmosphärische Aufladung des gesamten Bildes erreicht.
„Country Rock“ ist die nunmehr zweite Präsentation des Künstlers bei Contemporary Fine Arts. Peter Doig gab mit der ersten Ausstellung „Blotter“ 1995 in unserer Galerie sein Debut in Deutschland. Es folgten 1996 „Homely“ in der Gesellschaft für Aktuelle Kunst Bremen, sowie vergangenes Jahr die Ausstellung „Blizzard 77“ in den Kunsthallen Kiel und Nürnberg.