CFA freut sich ganz besonders in ihren neuen Räumlichkeiten in Basel zur Art Basel eine Einzelausstellung Sarah Lucas präsentieren zu dürfen. BUNNY RABBIT eröffnet vier Tage nach einer großen Übersichtsausstellung Sense of Human (LINK) in der Kunsthalle Mannheim und ist ihre erste Einzelausstellung in der Schweiz seit 2005. Lesen Sie Pressartikel zu Sense of Human hier.
In einer Szene in Slogan, an dessen Filmset Jane Birkin und Serge Gainsbourg sich kennenlernten, tanzt eine 22-jährige Jane Birkin verspielt um den deutlich älteren Liebhaber umher, verführt ihn mit Blicken und Posen, bewegt sich tänzelnd im Raum und wirft ihre Haare von Seite zu Seite. Am Ende lässt sie sich neben ihren Liebhaber fallen – erschöpft und glücklich in unnachahmlicher Jane Birkin-Manier.
In der Altstadt von Basel, im Totengässlein 5 präsentiert sich in einem Schaufenster eine ebenso androgyne, wie erwartungsvolle JANE B. Langsam dreht sie im Fenster ihre Runden, tanzt verführerisch, versteckt ihre Scham und präsentiert sich kurz danach wieder in ihrer vollen Pracht.
Die extra für diese Ausstellung erdachte Strumpfhosen-JANE B hätte laut Lucas ebenfalls Brigitte Bardot sein können, BB wie sie sie liebevoll nennt, und deren Kürzel wohl ebenso für den Galerieinhaber Bruno Brunnet stehen könnte. Überhaupt – sind nicht alle Skulpturen Sarah Lucas immer Alle gleichzeitig? Die Fluidität der Geschlechter, der Identitäten zieht sich durch das Werk Lucas. JANE B ist ebenso Brigitte Bardot, wie sie eine von uns ist.
„My Chérie, My Chérie, My Chérie Jane“ stöhnt Jane Birkin wieder mal in einem von Serge Gainsbourg komponierten Song. CHERIE in BUNNY RABBIT fläzt aufmüpferisch auf einem Beton-Sessel. Abgewendet vom ersten Blick, den die Betretende auf sie hat und dennoch alles im Blick haltend. Die körperliche Präsenz, die CHERIE im Ausstellungsraum einnimmt, wird von den Selbstporträts der Künstlerin aufgenommen und weitergesponnen.
In Supersensible sitzt Sarah Lucas einmal wieder in einer Straßenszenerie, scheinbar nebensächlich umher blickend, auf Sesseln vor einem Trödel. Eine Gruppe von Polizisten läuft vorbei, wie bestellt, aber das alles ist zufällig entstanden. Supersensible, ein Wort, das Lucas aus zwei Wörtern zusammensetzte und erst später merkte, dass es so etwas wie „übernatürlich“ bedeutet, trifft auf das Foto so wie die ganze Ausstellung und Lucas Schaffen zu. Wie die Zeiten und Orte in Lucas Arbeiten überlappen, sich gegenseitig bedingen, sich formen und immer wieder etwas Neues schaffen.
Sarah Lucas hat eine fast schon surreale, übernatürliche Form gefunden Dinge zusammenzubringen, seien es gefundene Objekte, aufwändige skulpturale Elemente, Zeiten, Narrative und Stimmungen. So verschmelzen das mittelalterliche Totengässlein mit der Holloway Road im London der 90er, mit dem Paris der 70er und dem ländlichen England der Jetzt-Zeit. Ein erstandener Tom-Vac-Chair von 1997 steht neben einem extra angefertigten Betonsessel, die kalte Stadt verwandelt sich in ein warmes Feld und ist doch immer noch die Welt, in der wir alle leben.
Jane Birkin, deren Songs auch noch lange nach ihrer Trennung weiterhin von Serge Gainsbourg geschrieben wurden, und dementsprechend immer den männlichen Blick Gainsbourgs auf ihre eigene Person, ihre eigene Sexualität widerspiegeln, singt in Jane B:
„Signalement
Yeux bleus
Cheveux châtains
Jane B.
Anglaise
De sexe féminin“
Jane B könnte hier mit Sarah Lucas gleichgesetzt werden. Oder mit jeder anderen Person, denn die körperlichen Merkmale sind zweitrangig – wir alle sind Jane B, Brigitte Bardot und eine von Sarah Lucas Skulpturen.
CFA is particularly pleased to present a solo exhibition of Sarah Lucas in its new space in Basel for Art Basel. BUNNY RABBIT opens four days after a major retrospectiveSense of Human (LINK) at Kunsthalle Mannheim and is her first solo exhibition in Switzerland since 2005. Please find press articles about Sense of Human here.
In a scene from Slogan, where Jane Birkin and Serge Gainsbourg met on the film set, a playful 22-year-old Jane Birkin dances around her significantly older lover, seducing him with her looks and poses, prancing around the room, tossing her hair from side to side. In the end, she collapses next to her lover – exhausted and happy in her inimitable Jane Birkin manner.
In Basel’s old town, at Totengässlein 5, an androgynous and expectant JANE B is showcased in a shop window. She slowly turns around in the window, dances seductively, hides her modesty, and shortly afterward presents herself again in all her splendor.
The tights-sculpture JANE B, created especially for this exhibition, could also have been Brigitte Bardot, according to Lucas, who lovingly calls her BB, a moniker that could also stand for gallery owner Bruno Brunnet. Indeed, aren’t all of Sarah Lucas’s sculptures always everyone at once? The fluidity of genders and identities runs through Lucas’s work. JANE B is as much Brigitte Bardot as she is one of us.
“My Chérie, My Chérie, My Chérie Jane,” Jane Birkin moans once again in a song composed by Serge Gainsbourg. CHERIE in BUNNY RABBIT lounges rebelliously on a concrete chair. She turns away from the first glance that visitors have of her and yet keeps everything in sight. The physical presence that CHERIE occupies in the exhibition space is picked up and further developed by the artist’s self-portraits.
In Supersensible, Sarah Lucas is once again sitting in a street scene, seemingly looking around casually, on armchairs in front of an antique store. A group of policemen walks by as if on cue, but it all happened by chance. Supersensible, a word Lucas combined from two words, only later realizing that it means something like “supernatural,” applies to the photo as well as the entire exhibition and Lucas’s work. The way times and places overlap in Lucas’s works, condition each other, shape each other, and continually create something new.
Sarah Lucas has found an almost surreal, supersensible way to bring things together, be they found objects, elaborate sculptural elements, times, narratives, or moods. Thus, the medieval Totengässlein merges with the streets of London’s 90s, with the Paris of the 70s, and the rural England of today. A Tom-Vac-Chair from 1997 stands next to a specially made concrete armchair; the cold city transforms into a warm field and yet remains the world we all live in.
Jane Birkin, whose songs were still written by Serge Gainsbourg long after their separation, and therefore always reflected Gainsbourg’s male gaze on her person and her sexuality, sings in Jane B:
“Signalement
Yeux bleus
Cheveux châtains
Jane B.
Anglaise
De sexe féminin”
Jane B could here be equated with Sarah Lucas. Or with any other person, as the physical characteristics are secondary – we are all Jane B, Brigitte Bardot and Sarah Lucas sculptures.