BUCHPRÄSENTATION: LENA WINTER IM GESPRÄCH MIT DEM AUTOR SIEGFRIED GOHR – MAX BECKMANNS MOTIVE – EINLADUNG ZU EINER WERKBETRACHTUNG

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BUCHPRÄSENTATION IN DER GALERIE – MONTAG, 16. DEZEMBER, 19:30 UHR

Dass auch fast 70 Jahre nach dem Tod von Max Beckmann eine bemerkenswerte Faszination von seinen Werken ausgeht, thematisierte Contemporary Fine Arts im Sommer 2019 mit der Ausstellung „Max Beckmann im Dialog“, in der seine Arbeiten mit Werken von Dana Schutz, Cecily Brown und Ella Kruglyanskaya gezeigt wurden und an deren Entstehung Siegfried Gohr maßgeblich beteiligt war.

Er erklärt die Faszination der Werke in seinem neusten Buch „Max Beckmanns Motive“ mit der besonderen Bildsprache Beckmanns, die den Betrachter in eine geheimnisvolle Welt entführt. Nie ist bei Beckmann eine Situation eindeutig, nie ist das Bildthema auf einen Blick erfassbar. Siegfried Gohr nähert sich diesem Spannungsfeld über die Erklärung einiger wiederkehrender Motive. Er verweist auf die biografischen Bezüge der Arbeiten, die aber durch die Kombination mit grotesken, widersprüchlichen und rätselhaften Motiven aus ihrer Zeit entrückt werden und bei denen die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion fließend sind. 

Im Gespräch mit Lena Winter betrachtet Siegfried Gohr unter anderem die Selbstbildnisse, die im Œuvre Beckmanns in außergewöhnlicher Fülle zu finden sind. Sie zeigen den Künstler nicht im Zusammenhang seines Berufes, sondern vielmehr als Teil des gesellschaftlichen Lebens. Immer wieder verweisen sie auf die politischen und historischen Gegebenheiten, die erheblichen Einfluss auf Beckmanns Lebensweg hatten. Diese Motive verraten eine intensive Selbstreflexion. Zuerst den aufstrebenden Künstler der Moderne, der nicht nur als Mitglied der Berliner Secession die Kunst der Metropole mitbestimmte. Hierzu zeigte 2015 die Berlinische Galerie eine umfangreiche Ausstellung. Dann der vom Krieg gezeichnete Beckmann, der immer wieder die Schreckenserlebnisse des Ersten Weltkriegs versucht in seinen Bildern zu verarbeiten. In der Weimarer Republik zeigt sich Beckmann mitten im Leben – bis zur Machtergreifung der Nazis und deren Kampf gegen seine Kunst, die in seinem Werk zu Motiven der Angst und Unsicherheit führen. Schließlich sein Leben im Exil in Amsterdam und den USA, seine Flucht vor den Nazis, nachdem sie ihm die Professur an der Städelschule in Frankfurt entzogen und ihn als „entarteten Künstler“ diffamierten. 

Gohr schlüsselt wiederkehrende Details des Theaters und vor allem der Kostümierung auf, die immer wieder eine bedeutende Rolle in Beckmanns Werk spielen, wie unlängst auch in der Ausstellung „Max Beckmann — Welttheater“ im Museum Barberini Potsdam zu sehen war. Auch die Fülle der Aktdarstellungen, die Rolle der Geschlechter in Beckmanns Werken und sein Frauenbild beleuchtet Gohr eindrücklich. Die kleinen Details, von den Musikinstrumenten bis zu den Attributen des Rausches — sei es die Zigarette oder der Alkohol, führen zu spannenden Auseinandersetzungen mit Beckmanns Werk. 

Siegfried Gohr
Siegfried Gohr ist Kunsthistoriker, Kurator und freier Publizist. Gohr studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Philosophie in Köln und Tübingen. 1978 bis 1985 war er Direktor der Kölner Kunsthalle, danach von 1984 (in Personalunion) bis 1991 Direktor des Museum Ludwig in Köln. Von 1993 bis 2004 war er Professor für Kunstwissenschaft und Mediengeschichte an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, anschließend von 2004 bis 2014 Professor für Kunstgeschichte an der Kunstakademie Düsseldorf.

Lena Winter
Lena Winter ist Kunsthistorikerin und Auktionatorin. Sie studierte Kunstgeschichte, Germanistik und Musikwissenschaft in Köln und Zürich. Bis 2019 war sie als Auktionatorin und Expertin für zeitgenössische Kunst bei Grisebach. Ab 2020 arbeitet Lena Winter bei Ketterer in München.

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