„Jedes Bild bei Markus Bacher hat eine eigene Disposition, sowohl formal als auch farblich. Doch sind die Komponenten nicht voneinander zu trennen. Es gibt Motive, die aus einem Grundton – Blau, Gelb oder Weiß – bestehen, dann wieder Leinwände, die in der Gegenüberstellung von lokalen und tonigen Farben räumliche Welten aufbauen. Bei Markus Bacher geht es darum, die farbige Erscheinung als etwas zu verstehen, das nicht in sich aufgeht. Ein numinoser Bedeutungsgehalt schimmert auf, bleibt in der Schwebe. Man ist versucht zu glauben, dass im Moment der Identifikation von farbiger Erscheinung mit ihrem Farbkörper die künstlerische Einheit an Energie verlöre. Dazu kommt es nicht. Der Pinselstrich, oft in horizontalen breiten Lagerungen, in einem sich überdeckenden Nebeneinander, mit Untermalung oder ohne, hin und wieder als Arpeggio, dann wieder als Staccato des Pinsels, und mitten in der großen Bewegung feine Farbschnörkel, die eine Stelle inselhaft bezeichnen. Eine Skala von Rot- und Brauntönen, Kastanie, Zimt, Olivfarben, Caputmortuum, Ziegel, Kamelie, dazu helles Gelb und das intensive Blau des Himmels oder das Weiß der Schneebretter im Gebirge. Das Sezessionistische der Farbe ergibt keine Impression, sondern formt simultan Ausschnitte aus einem Kontinuum, die physisch wie psychisch ineinander verschlungen sind. Das Prädikat Landschaft ist allgegenwärtig und hierin besonders die Alpenwelt, die das Zuhause des Künstlers ist. Aber auch das Wasser – Seen, das Meer – drängt sich der Assoziation auf. Mal als Vogelschauveduten im Sinne Kokoschkas, dann wieder als Segmente und Fragmente von Nahsicht: die hellen Steinflecken des Gebirgsbachs, die bemoosten Felsen, das dunkle Waldinnere, wie es Carl Schuch gesehen hat. Aber die Vehemenz des Pinselstrichs erzeugt oft andere Bilder, so als führen Schiffe auf diesen Gewässern, als bewegten sich Fahrzeuge auf Straßen oder stünden Figuren in der Landschaft – Freunde, Verwandte, vielleicht auch Perchten mit großen Hüten. Ein Gemälde hat den Titel Dicke Bertha, nach jener legendären Kurzkanone aus dem Haus Krupp. Ebenso könnte man in der Schichtung eines anderen Bildes, Elie oder Cloud Atlas, die Seeschlacht von Tsushima aus dem russisch-japanischen Krieg nachempfinden, die hohen Schiffsaufbauten, ihre Geschütztürme, die brennenden Aufbauten, den Widerschein im Wasser. Markus Bachers abstrakte Veduten ziehen den Betrachter in ein Wechselbad von Empfindungen zwischen ungewöhnlicher farbiger Präsenz und Erinnerungen an Motive und Stimmungen aus der Natur, der Kunst und der Reproduktion. Der ungestüme Geist der Skizze, der sich zum Panorama erhebt. Die vibrierende Nähe eines Pulsierens, das zum erregten Ausdruck großer Einheiten anschwillt.
Betrachtet man Markus Bachers farbige Gespinste, dann kann man sie als Gespinste von Etwas begreifen, von Substanzen, die eine sichtbare und eine unsichtbare Welt der Gefühle und Emotionen erstellen. Friedrich Georg Hegel hat in seinen unnachahmlichen Definitionen das Werden als die „Ungetrenntheit des Seyns und Nichts“ (Wissenschaft der Logik I, Erstes Kap., C., Anm. 4) bezeichnet. Werden kann Entstehen und Vergehen sein. Die Bilder Bachers haben ihr anschauliches Potenzial in diesem Auf und Ab. Sie sind im Fluss.“
“Each painting in MarkusBacher’s oeuvre has its own disposition, both formally and in terms of its colouration. But the components are inseparable. There are motifs made up of primary colours – blue, yellow or white – then canvases that construct spatial worlds in the juxtaposition of local and clayey tones. Markus Bacher is concerned with understanding the appearance of colours as something that ultimately doesn’t get wrapped up in itself. A numinous meaning flashes to the fore, but remains suspended. One is tempted to believe that in the moment when the manifestation of colour identifies with its pigment, artistic unity loses its energy. But it doesn’t come to this: the brush stroke, often in horizontal, broad layers, in a superimposed juxtaposition, with or without a priming coat, every now and then as the arpeggio, then again as the staccato of the brush, and then subtle flourishes of colour in the midst of the great movement, picking out, island-like, a particular spot. A scale ranging from red and brown, chestnut, cinnamon, olive, caput mortuum, brick, camellia, to bright yellow, and the intense blue of the sky or the white of the windslabs in the mountains. The Secessionist nature of the colour doesn’t provide any impression, but simultaneously transforms excerpts of a continuum, which are physically and psychologically intertwined. The label ‘landscape’ is everywhere, and here especially the Alps, the artist’s home. But also water – lakes, the sea – imposes itself upon associations. At times referred to as a bird’s-eye view au Kokoschka, then again as segments and fragments in close-up: the bright glinting rocks of the mountain stream, the mossy cliffs, the dark forest interior, as seen by Carl Schuch. But the vehemence of the brush stroke often produces other images, as though ships might be ploughing these waters, or vehicles driving along roads, or indeed figures standing there in the landscape – friends, relatives, perhaps even Perchta with a big hat. One painting is entitled Dicke Bertha (Big Bertha) after that legendary House of Krupp howitzer. Likewise, in the layering of another painting, Elieoder Cloud Atlas (Elie or Cloud Atlas), one might relate to the Battle of Tsushima in the Russo-Japanese War, the high naval superstructures, their turrets, the burning decks, the reflections in the water. Markus Bacher’s abstract vistas draw the viewer into a roller coaster of emotions, between unaccustomed tonal presence and memories of moods and motifs from nature, art and reproduction. The impetuous spirit of the sketch, which elevates itself to the plane of a panorama; the vibrating proximity of a pulsation that swells the excited expression of great unities.
Considering Markus Bacher’s brightly coloured fantasies, then you can understand them as fantasies of something, of substances that create a visible and an invisible world of feelings and emotions. In his inimitable definitions, Georg Friedrich Hegel called ‘becoming’ the “Ungetrenntheit des Seyns und Nichts” (the inseparability of Being and Nothingness). Becoming can be emergence and decay. Bacher’s images derive their visual potential in these vicissitudes; they are fluid.“