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Anlässlich der Weltpremiere ihres Filmes Paris Calligrammes und der Verleihung der Berlinale Kamera an Ulrike Ottinger zeigt CFA eine Werkauswahl von Bildern, Stoffapplikationen und Fotos aus den 1960er-Jahren in Paris.

Öffnungszeiten CFA während der Berlinale:
24. – 29. Februar 2020 
Montag – Samstag, 10 – 18 Uhr

„Ich war 20 Jahre jung und mit dem festen Ziel nach Paris gekommen, eine große Künstlerin zu werden“, erinnert sich Ulrike Ottinger in Paris Calligrammes an ihre Anfänge in der französischen Hauptstadt zu Beginn der Sechzigerjahre. Fast 60 Jahre später wird Frau Ottinger, die sich auch als Malerin und Fotografin einen Namen gemacht hat, bei der 70.Berlinale für ihre Arbeit als Filmemacherin geehrt. Am 22. Februar wird ihr die Berlinale Kamera 2020 überreicht. Im Anschluss feiert Paris Calligrammes Weltpremiere als „Berlinale Special“. In ihrem aktuellen Dokumentarfilm reflektiert Ulrike Ottinger die Einflüsse ihrer Pariser Jahre auf ihr späteres Schaffen und ihr künstlerisches Selbstverständnis.

In einem dichten Strom aus akustischem und visuellem Archivmaterial, verknüpft mit eigenen künstlerischen und filmischen Arbeiten, lässt Ottinger Saint-Germain-des-Prés und Quartier Latin mit ihren Literatencafés und Jazzkellern, die Begegnung mit Vertretern des jüdischen Exils, das Zusammenleben mit ihren Künstlerfreunden, die Gedankenwelt der Pariser Ethnologen und Philosophen, die politischen Umwälzungen des Algerienkrieges und des Mai 68 und das Erbe der kolonialen Zeit wieder aufleben. „Ich folgte den Spuren meiner Heldinnen und Helden“, erzählt Ottinger, „und wo immer ich sie fand, werden sie in diesem Film erscheinen.“

,,1962 kam ich als junge Künstlerin nach Paris, um dort zu leben und zu arbeiten. Die Zeit bis 1969, als ich die Stadt wieder verließ, wurde nicht nur für mich zu einer der prägendsten Phasen, sondern war auch zeitgeschichtlich eine Epoche der geistigen, politischen und gesellschaftlichen Umbrüche. Der Film Paris Calligrammes vereint meine persönlichen Erinnerungen an die 1960er Jahre mit einem Porträt der Stadt und einem Soziogramm der Zeit. Der Ariadnefaden durch den Film ist ein Gang durch Paris mit vielen Stationen, an denen jeweils ein Thema in nicht chronologischer Form aufgegriffen wird. In der Tradition der Flanerie suche ich Brennpunkte der Stadt auf, die für mich persönlich wie auch für die 1960er Jahre bedeutsam waren, da sich dort entscheidende politische Ereignisse abspielten, wichtige kulturelle und künstlerische Begegnungen stattfanden oder sich neue soziale Formen des Lebens entfalteten. Paris war zu dieser Zeit aber nicht nur „melting pot“ der Intellektuellen und Künstler aus aller Welt, sondern durchlief die schwierige politische Phase der Dekolonisierung. Der Algerienkrieg überschattete wie später der Vietnamkrieg die Aufbruchphase nach dem Zweiten Weltkrieg und brachte die Menschen aus den Kolonien und die politischen Konflikte in die Hauptstadt. Meine Freundschaften, die sich in diesen Zeiten entwickeln, waren daher so international und bunt, wie spannungsreich und intensiv.“ (Ulrike Ottinger)


Paris Calligrammes
Berlinale Special

Samstag, 22.02.2020
16:15 Uhr
Haus der Berliner Festspiele
Verleihung Berlinale Kamera an Ulrike Ottinger und Filmgespräch

Sonntag, 23.02.2020
17:00 Uhr
Thalia Programmkino (Potsdam)

Montag, 24.02.2020
12:30 Uhr
Cubix 6


Berlinale Kamera 2020: Ehrung für Ulrike Ottinger

Mit der Berlinale Kamera ehrt die Berlinale seit 1986 Persönlichkeiten und Institutionen, die sich um das Filmschaffen besonders verdient gemacht haben und mit denen sich das Festival verbunden fühlt. Auf diese Weise bedankt sich die Berlinale bei denjenigen, die zu Freund*innen und Förder*innen des Festivals geworden sind.

Bei den 70. Internationalen Filmfestspielen wird die Regisseurin und Künstlerin Ulrike Ottinger mit der Berlinale Kamera geehrt.

Im 21. Jahrhundert entwickelt sich das Kino zu einer Kunstform, die sich von der Realität löst. Bild und Ton finden ihre endgültige Form in Laboratorien, und diese verzerren oft, was das Reale gesagt hat. Die Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek und der Künstlerische Leiter Carlo Chatrian über die Auszeichnung für Ulrike Ottinger: „Mit der Berlinale Kamera feiern wir Künstler*innen, deren Arbeit stets eine enge Beziehung zwischen den Themen des Kinos und dem eigentlichen Akt des ‚Filmemachens‘ unterhält. Daher ist Ulrike Ottinger die ideale Trägerin eines Preises, der das Wort ‚Kamera‘ enthält. Als Malerin, Fotografin und Allround-Künstlerin hat sie das Kino immer als eine Kunst verstanden, die durch Begegnung mit anderen Menschen, Objekten, Büchern, Geschichten, Orten und Kulissen entsteht, in denen sich die Realität bemerkbar macht. Ihr aktueller Film Paris Calligrammes ist eine originelle und wunderschöne Autobiografie und eine Zeitreise.”

Die Verleihung der Berlinale Kamera an Ulrike Ottinger findet am Samstag, dem 22. Februar, um 16:15 Uhr im Haus der Berliner Festspiele statt. Danach wird die Weltpremiere von Ottingers Dokumentarfilm Paris Calligrammes als Beitrag im Berlinale Special präsentiert.

„Großen Dank für diesen wunderbaren Preis. Vielleicht erwächst daraus das Wunder, mein Drehbuch mit bewegten und bewegenden Bildern zu einem neuen Film werden zu lassen, was mein größter Wunsch ist“, sagt Ulrike Ottinger. 

Ulrike Ottinger gehört seit den 1970er Jahren zu den bedeutendsten deutschen Filmemacherinnen. Neben der Berlinale wurden ihre Filme auf zahlreichen internationalen Festivals gezeigt und vielfach gewürdigt, u.a. in der Cinémathèque française in Paris und dem Museum of Modern Art in New York. Ottingers Filmwerk umfasst 25 Kurz-, Dokumentar- und Spielfilme. Sie wurde mit dem Bundesfilmpreis und wiederholt mit dem Preis der deutschen Filmkritik ausgezeichnet, 2011 erhielt sie den Hannah-Höch-Preis der Stadt Berlin für ein hervorragendes künstlerisches Lebenswerk. Dieses beinhaltet neben Film- auch Theaterregie, Malerei und Fotografie. Ihre künstlerischen Arbeiten wurden bei der Biennale di Venezia, der documenta und der Berlin Biennale gezeigt.

Ulrike Ottinger arbeitete zunächst als freie Künstlerin in Paris, bevor sie gemeinsam mit Tabea Blumenschein 1972-73 bei ihrem ersten Film Laokoon & Söhne Regie führte. Im Anschluss zog sie nach Berlin, wo sie bis heute lebt. Ab 1979 realisierte sie ihre „Berlin Trilogie“: Bildnis einer Trinkerin, Freak Orlando und Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse. Es folgte eine Reihe langer Dokumentarfilme wie China. Die Künste – Der Alltag und Taiga, die auf Reisen durch asiatische Länder entstanden. Eine vergleichbare ethnografische Perspektive wandte sie in Countdown auf ein Berlin zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung an. In ihrem bisher längsten Dokumentarfilm, Chamissos Schatten von 2016, reist Ulrike Ottinger monatelang auf den Spuren Adelbert von Chamissos durch das Beringmeer.

Chamissos Schatten ist nur einer von einem Dutzend ihrer Filme, die im Laufe von Ottingers Karriere zur Berlinale eingeladen wurden. Ihre Arbeiten liefen mehrheitlich im Forum, Johanna D’Arc of Mongolia konkurrierte 1989 im Wettbewerb. Ihr erster Berlinale-Beitrag, Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse von 1984, war erneut im vergangenen Jahr im Kontext der Retrospektive „Selbstbestimmt – Perspektiven von Filmemacherinnen“ zu sehen.

Die Berlinale Kamera besteht aus 128 Einzelteilen und ist einer realen Filmkamera nachempfunden. Hergestellt wird sie von dem Düsseldorfer Goldschmiedekünstler Georg Hornemann.


Presseabteilung der Berlinale
28. Januar 2020



On the occasion of the world premiere of Paris Calligrammes and Ulrike Ottinger being honoured with the Berlinale Camera, CFA is showing a selection of works: paintings, tapestries and photos from the 1960s in Paris.

Opening hours CFA during Berlinale:
24 – 29 February 2020
Monday – Saturday
10 am – 6 pm

In a rich torrent of archival audio and visuals, paired with extracts from her own artworks and films, Ottinger resurrects the old Saint-Germain- des-Prés and Latin Quarter, with their literary cafés and jazz clubs, and revisits encounters with Jewish exiles, life with her artistic community, the worldviews of Parisian ethnologists and philo- sophers, the political upheavals of the Algerian War and May 1968, and the legacy of the colonial era. “I followed the footsteps of my heroines and heroes,” Ottinger narrates. “Wherever I found them, they will appear in this film too.”

,,In 1962, as a young artist, I came to live and work in Paris. That period until 1969, when I left the city, was not only one of the most formative for me, it was also an era of intellectual, political, and social upheaval in modern history. The film PARIS CALLIGRAMMES combines my personal memories of the 1960s with a portrait of the city and a social cartography of the age. Like Guillaume Appolinaire’s poetry collection Calligrammes: Poèmes de la paix et de la guerre (Caligrams: Poems of Peace and War), I have given it the form of a filmic “picture-poem” (calligram) in which the words and images, complemented by language, sound, and music, form a mosaic that emerges from the vivacity of those exciting years while speaking to the fragility of all cultural and political achievements. The Ariadne thread through the film is a walk across Paris with many stops where topics are raised out of any chronological order. In the tradition of the flâneur, I visit focal points in the city that were meaningful to me personally and to the story of the 1960s, sites where significant political events transpired, important cultural and artistic encounters occurred, and new communal ways of life evolved. Not only was Paris in that time a “melting pot” of intellectuals and artists from all over the world, it was also undergoing the difficult political era of decolonization. The War in Algeria, and later the Vietnam War, over-shadowed the period of reawakening after the Second World War and brought people from the colonies and political conflicts into the capital. Thus my friendships that developed in those years were so internatio- nal and colorful, so exciting and intense.” (Ulrike Ottinger)


Paris Calligrammes
Berlinale Special

Saturday, February, 22
4:15 pm
Haus der Berliner Festspiele
Berlinale Kamera to Ulrike Ottinger and film talk

Sunday, February 23
5 pm
Thalia Programmkino (Potsdam)

Monday, February 24
12:30 pm
Cubix 6


Awards
Jan 28, 2020
Berlinale Camera 2020: Tribute to Ulrike Ottinger 

Since 1986, the Berlinale has awarded the Berlinale Camera to honour personalities and institutions who have made a special contribution to filmmaking and with whom the festival feels closely connected. In this manner, the Berlinale expresses its appreciation towards those who have become friends and supporters of the festival.

At the 70th Berlin International Film Festival, the director and artist Ulrike Ottinger will be honoured with the Berlinale Camera.

In the 21st century, cinema is becoming an art-form disconnected from reality. Image and sound find their definitive forms in laboratories, and they often distort what had actually been said. The Executive Director Mariette Rissenbeek and the Artistic Director Carlo Chatrian on awarding Ulrike Ottinger: “With the Berlinale Camera, we celebrate artists whose work has always maintained a close relationship between the subjects which comprise cinema and the act of ‘film-making’ itself. In light of this, Ulrike Ottinger is the ideal recipient of an award that bears the word ‘camera’. As a painter, a photographer, an all-round artist, she has always regarded cinema as a form of art which is created and crafted by meeting other people, objects, books, stories, places, sets in which reality makes itself felt. Her latest film Paris Calligrammes is a beautiful autobiography and a captivating journey through time.”

The Berlinale Camera will be awarded to Ulrike Ottinger on Saturday, February 22, at 4.15 pm in the Haus der Berliner Festspiele. The world premiere of Ottinger’s documentary Paris Calligrammes will be presented afterwards in the Berlinale Special.

“A big thank you for such a wonderful prize. Hopefully a miracle will come out of this and my wish that my script will be transformed into a film with moving pictures will be fulfilled,” says Ulrike Ottinger.

Ulrike Ottinger has been one of the most important German filmmakers since the 1970s. In addition to the Berlinale, her films have been shown at numerous international festivals and have received various recognitions, including at the Cinémathèque française in Paris and the Museum of Modern Art in New York. Ottinger’s film work comprises 25 short, documentary and feature films. She was awarded the Deutsche Filmpreis (Federal Film Prize) and repeatedly received the German Film Critics Award. In 2011, the Hannah Höch Prize of the City of Berlin was bestowed upon her for an outstanding artistic life’s work. This encompasses not only film, but also theatre directing, painting and photography. Her artistic work has been shown at the Biennale di Venezia, the documenta and the Berlin Biennale.

Ulrike Ottinger initially worked as a freelance artist in Paris before she directed with Tabea Blumenschein in 1972-73 her first film Laokoon & Söhne (Laocoon & Sons). She then moved to Berlin, where she still lives today. Beginning in 1979, she realised her “Berlin Trilogy”: Bildnis einer Trinkerin (Portrait of a Female Drunkard. Ticket of No Return), Freak Orlando and Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse (Dorian Gray in the Mirror of the Yellow Press). A series of long documentaries followed, such as China. Die Künste – Der Alltag and Taiga, works which were created when travelling through Asian countries. In Countdown she applied a comparable ethnographic perspective to a Berlin between the fall of the Berlin Wall and the reunification. In her longest documentary so far, Chamissos Schatten (Chamisso’s Shadow) from 2016, Ulrike Ottinger embarks upon a voyage for several months, tracing the course of Adelbert von Chamisso through the Bering Sea.

Chamissos Schatten is just one of a dozen of Ottinger’s films which were invited to the Berlinale during her career. The majority ran in the Forum, Johanna D’Arc of Mongolia (Joan of Arc of Mongolia) competed in the Competition in 1989. Her first Berlinale contribution, Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse from 1984, ran again last year in the context of the Retrospective “Self-determined – Perspectives of women filmmakers”.

The Berlinale Camera consists of 128 individual parts and depicts a real film camera. It is manufactured by the Düsseldorf goldsmith and artist Georg Hornemann.

Press Office
January 28, 2020

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